Das Projekt erfasst – wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt – systematisch alle Vereine, die jemals in Sachsenhausen gegründet wurden und bestanden, soweit sie heute noch erkennbare Spuren hinterlassen haben. Ausgangspunkt der Recherchen und Überlegungen war der heute bestehende und sehr aktive „Vereinsring Sachsenhausen“.
Er bildet sozusagen den Fluchtpunkt einer langen historischen Entwicklung, die mit der noch im Mittelalter, im Jahre 945, gegründeten „Fischer- und Schifferzunft“ begann.
Die Fischer waren über Abgaben und Privilegien auf vielfältige Weise in die Stadtgeschichte eingebunden. Schon damals waren die verschiedenen Interessen um und am Fluss zu berücksichtigen und auszugleichen. Nach dem Mittelalter findet die Darstellung in der Zeit der Aufklärung einen weiteren Schwerpunkt. Damals entstanden Konversations- und Lesevereine, in denen mit einer Art von bürgerlichem Selbstbewusstsein und jedenfalls fern von obrigkeitlicher Vorgabe und Einmischung die das Zeitalter beherrschenden Ideen – Vernunft, Selbstbestimmung (Autonomie), Toleranz – zur Kenntnis genommen und debattiert wurden. In Sachsenhausen ragen die „Lesegesellschaft Sachsenhausen“ und die „Sachsenhäuser Klubbisten“ heraus. Die Mitglieder der Lesegesellschaften konnten für einen jährlichen Beitrag Neuerscheinungen des Buchmarktes und aktuelle Zeitungen lesen. Ab 1790 gab es auch in Sachsenhausen eine Lesegesellschaft, in der hauptsächlich Kleinbürger und Handwerker Mitglied waren. Gelesen wurden Schriften von Gellert, Salzmann, Voltaire und Rousseau, mithin die aktuelle philosophische und pädagogische Literatur. Die erwähnten „Klubbisten“ traten 1798 mit einer Kritik am bestehenden System der Quartiersschulen hervor, der eine lange und heftige Auseinandersetzung um die Schulen folgte („Sachsenhäuser Unruhen“).
Dazu kamen die ersten Logen, die eine Art Kult der Vernunft einrichteten und viele Mitglieder gewannen. In der „Loge zur Einigkeit“ – um nur diese herauszugreifen – waren viele prominente Frankfurter Mitglied, zum Beispiel Goethe, Küstner, Passavant, Brönner, Varrentrapp, Diesterweg und Willemer. Sie alle finden in der Broschüre des Stadtteil-Historikers Busch breite Würdigung.
»Eine Frage zog sich wie ein roter Faden durch das Sachsenhäuser Vereinsleben: Wo finden die Vereine im Stadtteil geeignete Räumlichkeiten?«
Beinahe noch wichtiger und vielleicht auch typischer für die Entwicklung der Stadt Frankfurt waren die Vereine des bürgerlichen Zeitalters. Schließlich waren Vereine die prototypische Betätigungsform des aufstrebenden Bürgertums, das nach und nach auch auf der nationalen Bühne um die politische Macht rang. Im Vordergrund standen bürgerliche Bildungsvereine, die zudem den gegenseitigen Gedankenaustausch beförderten. Dazu kamen bald die sozialen und karitativen Vereine, die sich für Stadtteil und Stadt engagierten und einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der bürgerlichen Gesellschaft leisteten. Ihr Wirken lässt sich besonders gut in der Phase der Industrialisierung beobachten. Ihre Blütezeit setzte sich bis nach dem Ersten Weltkrieg fort.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte es um nichts Geringeres als eine völlige Neugründung der Sachsenhäuser Vereine gehen. Diese Neugründungen mündeten in der „Arbeitsgemeinschaft Sachsenhäuser Vereine“, die im Jahre 1969 schließlich in den „Vereinsring Sachsenhausen“, einen Verband von damals 35 Vereinen, umgewandelt wurde. Der Stadtteil-Historiker stellt hier die handelnden Personen aus den einzelnen Vereinen in den Mittelpunkt seiner Darstellung. Gerhard Busch lässt sein Projekt erst in der unmittelbaren Gegenwart enden. Den Abschluss bilden der Kampf der Vereine um ein Bürgerhaus und das Verhältnis der Sachsenhäuser Vereine zur Kerbegesellschaft Sachsenhausen. Ganz am Ende versucht der Stadtteil-Historiker einen Ausblick in die Zukunft der Vereine.