Meine Arbeit widmete sich ganz der Biografie Hugo Daniel Sinzheimers. Er stammte ursprünglich aus Worms, wurde Rechtsanwalt und vertrat vor allen Dingen kleine Leute bei Arbeitsgerichtsprozessen. Gleichzeitig arbeitete er als Rechtsanwalt für den Deutschen Metallarbeiterverband und für den Verband der Druckereiarbeiter.
Dabei setzte er sich für die Einführung von Tarifverträgen und einheitlichen Arbeitsverträgen sowie für die Schaffung von Betriebsräten ein. 1916 wurde er für die SPD in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt.
»Hugo Sinzheimer hinterließ vielfältige Spuren. Die Europäische Akademie der Arbeit besteht bis heute fort.«
Die Novemberrevolution von 1918 änderte vieles. Hugo Sinzheimer wurde kommissarischer Polizeipräsident, bis er in die Verfassungsgebende Versammlung nach Weimar gerufen wurde. Ab 1919 wurde er Professor für Rechtssoziologie an der Frankfurter Universität. Gemeinsam mit Theodor Thomas vom Zentralverband der Dachdecker ermöglichte er die Einrichtung eines Arbeiterbildungsinstitutes an der Universität Frankfurt am Main – die Europäische Akademie der Arbeit besteht bis heute fort.
Bei der ersten Reichstagswahl erhielt Sinzheimer ein Reichstagsmandat. Als Abgeordneter brachte er die Tarifvertragsverordnung und weitere Bestimmungen über Arbeitsrecht und Mitbestimmung auf den Weg.
Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Sinzheimer in Schutzhaft genommen. Nachdem man ihn freigelassen hatte, flüchtete er mit seiner Familie nach Holland. In Amsterdam erhielt er einen Lehrstuhl für Rechtssoziologie, ein weiterer folgte in Leiden 1936. Nach der Besetzung Hollands 1940 tauchte Sinzheimer mit seiner Familie unter und entging der Deportation bis zum Kriegsende.
Für diese Arbeit waren Recherchen im Institut für Stadtgeschichte und im Universitätsarchiv notwendig, allerdings war die Quellenlage sehr dürftig. Es gibt so gut wie keine Biografien über Hugo Sinzheimer, die ich hätte auswerten können. Es hat sich insgesamt wenig Neues ergeben. Dennoch habe ich genügend Material über Sinzheimers Leben zusammentragen können, um einen kurzen Aufsatz zu schreiben und eine Stadtführung zu konzipieren. Insgesamt hat es sehr viel Freude bereitet, an den verschiedenen Orten die Akten einzusehen und sich Details anzulesen. Die Stiftung war sehr hilfsbereit und hat Interviews vermittelt.