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Die wechselvolle Geschichte eines Industriedenkmals – Die alte Druckerei Dondorf

von Friedhelm Buchholz (†)

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Auslöser für meine Projektarbeit über die alte Druckerei Dondorf in Bockenheim war ein Artikel in der Frankfurter Neuen Presse vom 17. September 2005 mit der Überschrift „So retten wir die alte Druckerei“. Daraus erfuhr ich von dem geplanten Abriss des über 110 Jahre alten, geschichtsträchtigen Industriegebäudes im Frankfurter Stadtteil Bockenheim.

Ich besuchte mehrmals die in die Jahre gekommene ehemalige Druckerei, und die reizvolle Backsteinarchitektur mit dem markanten hohen Schornstein mit roten Rautenornamenten begeisterte mich vom ersten Tag an. Mein spontaner Gedanke war: Dieses Denkmal der Industriekultur in Bockenheim darf nicht abgerissen werden! Das Gebäude steckt auch heute noch voller Leben, es wird geprägt durch die Studenten verschiedener Fachbereiche, hauptsächlich der Kunstpädagogik.

Gegenstand der stadtteilhistorischen Arbeit war die Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen Druckerei Dondorf mit dem immerhin 11.206 Quadratmeter großen Terrain Bockenheimer Landstraße 136-138 / Sophienstraße 1. Das heute noch erhaltene, eindrucksvolle Fabrikgebäude wurde 1890 zur Abwicklung größerer Druckereiaufträge errichtet. Der Firmengründer Bernhard Dondorf (1809-1902), geboren in Frankfurt, stammte aus einer im Jahre 1499 von Nürnberg nach Frankfurt eingewanderten jüdischen Familie, deren Mitglieder vorwiegend Ärzte waren. Er besuchte das Philanthropin, machte eine Lehre als Lithograph und eröffnete 1833 eine „Lithographische Anstalt“ in der Saalgasse, die als Fortsetzung der Judengasse parallel zum Main verlief.

Ich bin seit nunmehr neun Jahren Vorsitzender der „Freunde Bockenheims e. V. – Verein für Ortsgeschichte“, und in dieser Periode haben wir einige Industriespaziergänge durch unseren Stadtteil organisiert und Vorträge zu diesem Thema abgehalten. Mich fasziniert die Industriegeschichte Frankfurts mit den historisch interessanten Bauten und speziell die Fabrikgeschichte Bockenheims.

»Letztlich ist durch unser Bürgerengagement die Fabrik Dondorf vor dem Abriss gerettet worden.«

Im südlichen Bockenheim befand sich bis 1985 ein recht großes Industriegebiet. Fast alle Gebäude wurden abgerissen, und es entstand ein neuer Stadtteil, die sogenannte City West. Viele schöne und zeittypische Fabrikgebäude – durchaus gute Architektur – verschwanden für immer aus dem Stadtteil, offenbar ohne eine Umnutzung auch nur zu erwägen.

Ich bewarb mich im Herbst 2008 als Stadtteil-Historiker. In den folgenden Monaten besuchte ich mehre Archive und Bibliotheken. Nach und nach entstand ein Manuskript für eine 100-seitige Broschüre. Titel: Die wechselvolle Geschichte eines Industriedenkmals – Die alte Druckerei Dondorf. Die Publikation kam pünktlich zur Ausstellungseröffnung heraus. Die gesamte Auflage ist restlos vergriffen. Ein Nachdruck ist wegen des großen Interesses vorgesehen, worüber ich mich sehr freue.

Zusammen mit einer Kunstpädagogin hatte ich die Ausstellung damals durchgeführt. Länger als ein Jahr, vom 10. Dezember 2009 bis zum 13. Dezember 2010, war sie zu sehen. Die Ausstellung fand in einer Fabrikhalle des Instituts für Kunstpädagogik statt, direkt neben der ehemaligen Druckerei Dondorf. Weitere Unterstützung kam von den Freunden Bockenheims e. V. und zwei Bürgerinitativen für den Erhalt der Druckerei. Die Ausstellung war gut besucht. Viele kannten die wechselvolle Geschichte der Fabrik nicht. Die Altersgruppe war bunt gemischt.

Im Zuge der jetzt geplanten Umgestaltung des Campus Bockenheim in einen „Kulturcampus“ stellt die Erhaltung der Fabrik Dondorf einen Meilenstein dar.