Jüdisches Leben in Frankfurt

Die Unternehmerfamilie Wronker und ihr großes Warenhaus an der Zeil

von Dieter Mönch

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Wer kennt noch das einst berühmte Kaufhaus Wronker an der Zeil? Und wer weiß um das Schicksal dieser jüdischen Unternehmerfamilie? Fragen dieser Art trieben mich schon lange um – und so entschloss ich mich, das Thema als Projekt bei den Stadtteil-Historikern anzubieten. Es war eine umfangreiche Arbeit, und ich bin auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Aber ich wollte unbedingt mehr erfahren.

Die Ergebnisse meiner Nachforschungen möchte ich Anfang 2019 als Buch vorlegen. Recherchiert habe ich anhand eigener Unterlagen, zum Teil auch im Internet sowie in der Universitätsbibliothek Frankfurt, im Stadtarchiv Königstein/Taunus, in der Deutschen Nationalbibliothek und im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, im Hessischen Wirtschaftsarchiv, im Leo-Baeck-Institut (New York) und dem Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Forschungsbesuche führten mich in die Jüdischen Museen in Berlin und Frankfurt am Main.

Außerdem konnte ich auf dem kritischen Rat meiner Dozenten an der U3L (Universität des Dritten Lebensalters), Robert Brandt und Helmut-Gerhard Müller, aufbauen. Es ist eben ein umfassendes Thema, das viel Kreativität in der Suche nach immer neuen Quellen erforderte. Denn vieles ist für immer verloren.

Die wichtigsten Erfahrungen waren, dass die Dokumente der Familie und des Unternehmens über die ganze Welt verstreut sind. Die Verwalter der Dokumente waren aber außergewöhnlich hilfsbereit und stellten letztlich alle von mir gewünschten Dokumente zur Verfügung. Auch der regelmäßige Austausch mit Herrn Dr. Ramonat und den Kollegen Stadtteil-Historikern ergab viele wertvolle Hinweise und besonders erfreulich: in Einzelfällen sogar aktive Hilfestellung.

Einige wesentliche Erkenntnisse konnte ich über den Gründer und Besitzer des Warenhauses ermitteln. Hermann Wronker machte seine Lehre bei der Unternehmerfamilie Tietz (bekannt als Gründer der HERTIE-Warenhäuser). Danach führte Wronker selbständig zwei Tietz-Kaufhäuser in Deutschland, ehe er sein erstes eigenes Kaufhaus in Frankfurt am Main 1891 aufbaute. Nach einem Brand im Jahre 1896 gab er nicht auf, sondern baute das Haus neu auf. Im Jahr 1907 schloss er sich mit dem Odenwälder Bauunternehmer Winterhelt als Geldgeber und dem Tietz-Architekten Otto Engler zusammen, um seine visionäre Konzeption eines Warenhauses nach amerikanischem Vorbild an der Zeil (mit 80 Metern Frontlänge) zu verwirklichen. Dieses Warenhaus Hermann Wronker AG war von 1910 bis 1933 sehr erfolgreich.

Das Ende des Kaufhauses kam mit dem Beginn der NS-Herrschaft. Aber schon vor 1933 waren erfolgreiche jüdische Unternehmer wie Hermann Wronker und sein Sohn Max persönlichen Angriffen und Hasstiraden ausgesetzt. Nach der „Machtergreifung“ von 1933 folgten Boykottaufrufe auch gegen ihr Warenhaus, im April 1933 durften Hermann und Max Wronker ihr eigenes Warenhaus auf Anordnung der Behörden nicht mehr betreten.

»Wer kennt noch das einst berühmte Kaufhaus Wronker an der Zeil? Und wer weiß um das Schicksal dieser jüdischen Unternehmerfamilie?«

Die Kinder Max und Alice Wronker entkamen ins Ausland. Hermann und Ida Wronker, inzwischen fast mittellos, wollten von Frankreich mit einem Visum noch in die USA auswandern, wurden aber von ihrem Fluchtort in Frankreich verschleppt und – wahrscheinlich 1942 – in Auschwitz ermordet.

Alice Engel, Hermann Wronkers Tochter, überliefert in einem Brief vom 4. Oktober 1961 eine folgenschwere Entscheidung ihres Vaters: 1925 war Hermann Wronker als Mitglied einer offiziellen Delegation in den USA und traf dort auch seinen Jugendfreund Carl Laemmle, der ihm anbot, Mitgesellschafter seiner schon weltberühmten Filmgesellschaft Universal Pictures zu werden. Wronker „lehnte dieses ernsthafte Angebot ab; warum sollte er als angesehener Bürger und erfolgreicher Kaufmann, immer ein guter Deutscher, sein Vaterland verlassen.“