Jüdisches Leben in Frankfurt

Die Feuerwehr Frankfurt am Main und die jüdische Bevölkerung der Stadt 1933 bis 1945

von Ralf Keine

„Wohin spritzt die Feuerwehr ?“, fragt der Künstler Manuel Tirrano mit seinem Bild vom Brand der Höchster Synagoge. Bild: Manuel Tirrano
„Wohin spritzt die Feuerwehr ?“, fragt der Künstler Manuel Tirrano mit seinem Bild vom Brand der Höchster Synagoge. Bild: Manuel Tirrano

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Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 beginnen die neuen Herren im Staat sofort damit, diesen nach ihren Vorstellungen umzubauen, begleitet von in vorauseilendem Gehorsam durchgeführten Maßnahmen. So auch in Frankfurt am Main. Noch vor Erscheinen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlässt der Frankfurter Oberbürgermeister über achtzig Menschen aus den Diensten der Stadt. In der weiteren Folge werden Juden und sogenannte „Halbjuden“ aus der Berufsfeuerwehr entlassen und aus der Freiwilligen Feuerwehr ausgeschlossen.

Dies war Grund genug, einmal Nachforschungen anzustellen, wo es denn in Frankfurt am Main überhaupt jüdische Kollegen und Kameraden bei der Feuerwehr gegeben hat.

Die Recherche gestaltete sich schwierig und nur in Teilen erfolgreich. Es zeigte sich aber bald, dass es wesentlich mehr Berührungspunkte zwischen der Feuerwehr und der jüdischen Bevölkerung gegeben hat als zuerst gedacht, teilweise mit bisher selbst bei den Frankfurter Feuerwehrhistorikern unbekannten Geschichten.

Da ist an erster Stelle natürlich die Zerstörung der Synagogen während der Reichspogromnacht zu nennen, verbunden mit der Frage, wie sich die Feuerwehr verhielt. Da ist aber auch die Geschichte des Berufsfeuerwehrmannes, der seine Dienstwohnung verliert, weil sich seine volljährige Tochter in einen Juden verliebt hat. Da gibt es die Geschichte der jüdischen Leiterin eines Schokoladengeschäftes, die zu Unrecht der Beamtenbeleidigung gegen Feuerwehrleute bezichtigt wird. Oder die des freiwilligen Feuerwehrmannes, der unter Gefahr für das eigene Leben zwei jüdischen Bekannten zur Flucht nach Amerika verhilft.

»Jeder Verkehr des Beamten mit Juden, auch mit den sogenannten "Anständigen", ist selbstverständlich unzulässig, wenn er nicht nur in geschäftlichen Dingen erfolgt und sich dann auf das unumgänglich notwendige Maß beschränkt.«

Frankfurter Nachrichten im April 1933


Die bisher zusammengetragene Materialsammlung versteht sich als erster Versuch einer Dokumentation. Sie ist noch keine abgeschlossene Arbeit. Sie soll Kristallisationspunkt einer weiterführenden Erforschung des Themas und einer hoffentlich weiter anwachsenden Dokumentation sein. Zeitzeugen und Besitzer von sachdienlichen Dokumenten bleiben eingeladen, an der Vervollständigung des Bildes mitzuwirken.