Biografien / Kunst- und Kulturgeschichte

Cefischer, ein Cartoonist aus Frankfurt-Bornheim

von Bernhard E. Ochs (†)

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Der Cartoonist, Zeichner, Maler und Redakteur Carl E. Fischer (Künstlername: Cefischer) lebte von 1900 bis 1974 im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Sein künstlerisches Oeuvre war überwiegend die zeichnerische Darstellung von Tieren, Karikaturen und Gebrauchsgrafik.

Daneben wirkte er als Buchillustrator, Autor und Illustrator von eigenen Kinderbüchern sowie als Designer von Tierplastiken und Gebrauchsgeschirr aus Porzellan. Von 1937 bis 1962 war er Mitarbeiter der „Frankfurter Illustrierten“, die seinerzeit im Hause der Frankfurter Societäts-Druckerei erschien.

1945 verlor Cefischer bei einem Luftangriff beide Arme und erlernte innerhalb kurzer Zeit das Zeichnen mit dem Munde. Sieben Jahre später entsteht seine berühmte Comicfigur, der Kater „Oskar“, der ihn über die Grenzen Frankfurts hinweg berühmt machte und in gewisser Weise die Bornheimer Antwort auf Walt Disneys Micky Maus sein sollte. Von 1952 bis 1962 erscheinen von Oskar in der „Frankfurter Illustrierten“ etwa 1.500 Einzelzeichnungen. Zusätzlich sieben Oskar-Bücher in einer Gesamtauflage von 550.000 Exemplaren im Verlag der Frankfurter Societäts-Druckerei. Gegen Ende der 50er-Jahre versuchte man sogar als Gegenstück zum Filmpreis „Oscar“ aus der US-Filmmetropole Hollywood, den „Silbernen Oskar“, der das Bildnis des Frankfurter Katers Oskar trug, als Filmpreis für Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum zu etablieren. Preisträger waren unter anderem Gert Fröbe, Ruth Leuwerik und Liselotte Pulver.

Cefischers einziges Kind, sein Sohn Klaus (Hein) Fischer (1937–2001), der sich zeitweilig den Künstlernamen Fischer-Bernem (mundartlich für Bornheim) gab, trat in die Fußstapfen seines Vaters. Er war als Bühnenbildner, Illustrator und Trickfilmer tätig und stand im Bekanntheitsgrad seinem Vater nicht nach, sondern fand durch das Medium Fernsehen sogar eine größere Verbreitung.

Mir ging es um die Erinnerung an einen „fast vergessenen“ Künstler, denn an Cefischer erinnern sich heute weitgehend nur noch Menschen aus der Frankfurter Region und dem süddeutschen Raum, deren Kindheitsjahre zudem in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts lagen und die Zugang zur „Frankfurter Illustrierten“ oder den Oskar- und Kinderbüchern hatten. Die Werke Cefischers waren auf dem Kunstmarkt nie hoch dotiert und entsprechen auch nicht mehr dem heutigen Zeitgeschmack. In den 80er-Jahren veranstalteten verschiedene Verlage Neuauflagen seiner Bücher, die aber wenig Interesse erweckten. Heute werden Cefischers Bücher, ob Erstausgaben, Nachdrucke oder Neuauflagen, in Buchläden und im Internet quasi verramscht.

»Cefischer ist auch menschlich ein Vorbild. Nachdem er bei einem Luftangriff beide Arme verloren hatte – und das als Zeichner! – ließ er sich davon dennoch nicht seinen Lebensmut nehmen. Seinen berühmten Kater Oskar malte er mit dem Mund.«

Die Person Carl Fischer alias Cefischer möchte ich älteren Mitbürgern oder Zeitgenossen des Künstlers in Erinnerung rufen. Aber auch Kindern und Jugendlichen, beispielsweise den Schülerinnen und Schülern der IGS Nordend, die früher die Namen Günthersburg- und Comeniusschule trug, und in die der sechsjährige Carl Fischer im Eröffnungsjahr der Günthersburgschule (1906) eingeschult wurde. Zum einen sind Comics ein zeitgenössisch weit verbreitetes und genutztes Medium unter Kindern und Jugendlichen. Bei „Oskar“ handelt es sich heute quasi um ‚Opas oder Omas Comic’. Zum anderen ist das positive Beispiel eines Menschen, der sich nach einem harten Schicksalsschlag nicht aufgibt und fortan mit dem Mund malt, gut darstellbar.

Ein Vorschlag meinerseits, dass die IGS Nordend zumindest in der Unterzeile sich den Namen „Cefischer-Schule“ gibt, scheiterte. Der hierfür zuständige Ortsbeirat sowie die Schulleitung und das Stadtschulamt zeigten alles in allem wenig Interesse.

Ein schöner Erfolg aber ist die neue Dauerausstellung über Cefischer. Im „Bernemer Museumslädchen“ (Frankfurts kleinstem Museum), das vom „Bürgerverein und Förderkreis historisches Bornheim e. V.“ betrieben wird, gab es bereits 2001 eine „Cefischer-Ausstellung“. Gezeigt wurden seinerzeit Werke Cefischers, allerdings ohne Oskar-Originale, und ausschließlich Leihgaben. Durch das Stadtteil-Historiker-Projekt konnte nun eine Sammlung geschaffen werden, die es erlaubt, als Dauerausstellung gezeigt zu werden, und im Archiv des „Bürgerverein und Förderkreis historisches Bornheim“ verbleibt.

Während des Projektes entwickelte sich die Recherche über Cefischer zu einem dauerhaften Projekt, das immer noch keinen endgültigen Abschluss fand. Dabei ergaben sich unter anderem Kontakte zur Comicforschung, die mittlerweile eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin an verschiedenen Hochschulen ist und die sogar Jahrbücher zur Comicforschung herausgibt. Trotz des fortlaufenden Projektes muss ein zeitlicher Schnitt gezogen werden und das vorhandene Material als Begleitmaterial zur Dauerausstellung erstellt werden. Dies soll in Form einer Broschüre, eines Readers oder vielleicht sogar eines Büchleins erfolgen.

Wunsch des „Bürgerverein und Förderkreis historisches Bornheim“, der sich das Erbe Cefischers zu eigen gemacht hat, ist es, eines Tages den Nachlass Cefischers in seinem Archiv zu verwalten. Die Anbringung einer Gedenktafel an Cefischers Geburtshaus in der Wiesenstraße ist ein Desiderat.

Über den Autor

Bernhard E. Ochs

Der Stadtteil-Historiker Bernhard E. Ochs wurde im Jahr 1948 in Frankfurt am Main geboren. Nach der Schulzeit erlernte er zunächst den Beruf des Schriftsetzers, damals noch mit der Technik des Bleisatzes. Auf dem zweiten Bildungsweg wurde Ochs nach einem Studium der Politikwissenschaften und Psychologie dann diplomierter Sozialarbeiter und Pädagoge. Er betätigte sich als Journalist, als Mitarbeiter des Landtages, als Leiter der Presseabteilung einer Gewerkschaft und war schließlich Mitarbeiter in der Konzernkommunikation der Deutschen Bahn. Heute ist er freier Autor und Journalist. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bürgermedaille der Stadt Frankfurt und einiger weiterer Auszeichnungen ist seit Jahrzehnten vielseitig ehrenamtlich tätig. Gegenwärtig ist Ochs Ehrenvorsitzender des Vereinsrings Bornheim, Vorsitzender des Bürgervereins und Förderkreis historisches Bornheim, Erzähler im „Café Sagenhaft“ und Stadtverordneter.